Titel: The Witcher
Erscheinungsdatum: 20. Dezember 2019
Umfang: 1 Staffel, 8 Folgen á bis 60 min
Regisseur: Marc Jobst
Sender: Netflix
Adaptiert von: Hexer-Saga (oder Geralt-Saga)
Autor der Buchvorlage: Andrzej Sapkowski
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Seit kurzem ist die neue Fantasy-Serie „The Witcher“ in aller Munde. Fans zeigen sich begeistert und Kritiker teilen aus, doch was steckt wirklich hinter dem mutmaßlichen Nachfolger von Game of Thrones und Netflix´ Antwort auf die „Herr der Ringe“-Serie von Amazon?
Meiner Meinung nach ist die neue Serie relativ gut gelungen und besitzt ihre starken wie auch schwachen Momente. Doch ich denke, um an „The Witcher“ wirklich Gefallen zu finden, sind Vorkenntnisse notwendig. Entweder aus den Büchern der Hexer-Saga (die derzeit in schöner Neuauflage erscheinen) oder aus den erfolgreichen Computerspielen. Bestenfalls beides. Dies halte ich für einen Fehler, den Netlix mit wenigen Mitteln hätte beheben können. So hätte ich mir beispielsweise gewünscht, bei den Szenenwechseln nicht nur den aktuellen Ortsnamen eingeblendet zu bekommen, sondern vor allem die Jahreszahl. Denn dass die drei Hauptcharaktere im Großteil der ersten Staffel in verschiedenen Zeitebenen agieren, kann der Zuschauer erstmals am Ende von Folge 3 erahnen. Dennoch nimmt die Handlung genau an dieser Stelle Fahrt auf und wird mehr und mehr ihrer Buchvorlage würdig. Ich finde die meisten Charaktere – allen voran Geralt von Riva – gelungen. Ihre Verhaltensweisen und Eigenheiten wurden sehr gut umgesetzt und wirken authentisch. Zudem gibt es zahlreiche Wiedererkennungswerte, über die sich besonders die Fans freuen dürften. Die tragische Geschichte der komplexen Figur Yennefer von Vengerberg erlebt der Zuschauer von Anfang an und ihre persönlichen Zeitsprünge mit der entsprechenden Entwicklung sind glaubwürdig. Ciri, das „Löwenjunge von Cintra“, mag durchaus ausbaufähig sein, doch ihr ganzes Erscheinungsbild ist bis dato passend. Und dann wäre da noch Rittersporn. Der etwas nervige Barde vermag nicht nur auf dem Bildschirm zu unterhalten - mit seinen Lieder setzt er auch noch alles daran, uns einen Ohrwurm zu verpassen: „Gebet Gold eurem Hexer, ihr gütigen Menschen …“
Dem Hauptdarsteller Henry Cavill merkt man wohl am deutlichsten an, wie sehr er seine Rolle als Geralt liebt. Als Fan der Viedeospielreihe bereitete er sich bestens auf sein neues Ich vor, und es gelingt ihm, den mürrischen Hexer 1:1 wiederzugeben. Auch die Kampf-Choreografie ist großartig!
Neben der Handlung und den Charakteren haben mir einige Dinge natürlich nicht allzu sehr gefallen. Auch wenn sich Netflix mit den Spezialeffekten äußerst bemüht hat, merkt man, dass an manchen Enden doch noch etwas Geld fehlte – insbesondere bei der Darstellung von Schlachten und einiger Monster. Zudem wirkt die Kameraführung nicht immer optimal. Einige Dialoge und Wortfetzen fand ich für eine Fantasy-Serie unpassend oder irreführend. Das Ende der ersten Staffel war mir etwas zu abrupt. Aber gut, all dies sind Kleinigkeiten, die ich als Fan der Hexer-Bücher und des Spiels „The Witcher 3 Wild Hunt“ verzeihen kann. Denn im Großen und Ganzen fühlte ich mich bestens unterhalten und freue mich auf die Fortsetzung der Serie.
Die Erwartungen waren riesig. Netflix ist es gelungen, das „Witcher“-Projekt zu meistern und vielen Zuschauern gerecht zu werden. Aber auch Andrzej Sapkowski, Autor der Romanvorlage, dürfte stolz sein. Jahrzehnte nachdem sein erstes Buch erschienen ist, darf er seine Figuren auf der Leinwand bewundern, und seine Fangemeinde dürfte demnächst noch einmal ordentlich wachsen. Der wahrgewordene Traum eines Autors.
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